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Was tun wenn Sie unbedingt auf den immer schneller fahrenden Twitter-Zug aufspringen wollen, und „Ihr“ Twitter Name bereits besetzt ist?

Handelt es sich um eine registrierte Marke ist es ziemlich einfach, denn Twitter hat betreffend „trademark violations“ ganz klare Spielregeln.

Marke: Twitter behält sich vor, Benutzernamen im Namen von Unternehmen und Privatpersonen, die den Rechtsanspruch oder das Markenrecht auf diesen Benutzernamen halten, zurückzuverlangen. Konten, die Firmennamen und/oder Logos zum Zweck der Täuschung anderer Benutzer verwenden, werden permanent gelöscht. (Quelle: Twitter Regeln, Twitter)

Wer also mit verletzten Markenrechten kämpft, füllt dieses Formular aus, sendet es an Twitter, und Twitter erledigt den Rest. Glauben Sie nicht? – Ist aber so! Hier ein Beispiel dafür, dass Twitter sogar bei nicht-registrierten Marken mithilft, „Recht und Ordnung“ in die ohnehin schon chaotische Zwitscherwelt zu bringen:

Das Account für das Tiroler Ötztal wurde schon vor langer Zeit von „Twitter Piraten“ besetzt.

In der Zeile für den aktuellen Status prangt in großen Lettern:

Account zu haben! – Interesse bitte via Direct Message!!!

Nicht das einzige Beispiel dieser Art …

… das aber nicht wirklich in die Kategorie „trademark violations“ fällt. Glücklicherweise (aus Sicht der Marketing GmbH Ötztal.at) haben die Piraten aber im konkreten Fall gegen 3 der nachstehenden Twitter Regeln („Impersonation Policy“ – siehe hier) verstoßen, und das sieht Twitter überhaupt nicht gerne.

Nachahmung von Namen: Es ist verboten sich als jemand anders auf Twitter auszugeben. Konten, die länger als 6 Monate inaktiv sind, können ohne vorherigen Ankündigung gelöscht werden. Die Faktoren, die wir bei der Festlegung einer Namensnachahmung berücksichtgigen, sind:

  • Wie viele Konten erstellt worden sind
  • Ob Konten erstellt worden, lediglich um die Verwendung eines Benutzernamens durch andere Benutzer zu verhindern.
  • Ob Konten zum Verkaufen erstellt wurden,.
  • Ob Feeds von Inhalten dritter Parteien benutzt werden, um Konten unter dem Namen dieser Dritten zu aktualisieren.

€800 hätten die Ötztal Marketer für den Erwerb von twitter.com/oetztal zahlen sollen. Mitverkauft worden sind auch gleich diverse Social Media Beratungsleistungen. (Noch einmal: Das ist nicht der einzige mir bekannte Fall, und mehr als nur eine Agentur praktiziert diese Methode!)

Ein wahnwitziger Preis für ein inaktives Konto das einzig und allein zu Verkaufszwecken angelegt worden war. So dachte auch Twitter und überschrieb das Konto nach rascher Prüfung (ca. 48h) der offiziellen Meldung (Formular siehe hier) an die Ötztaler Marketing Agentur.

Was diese jetzt aus dem erworbenen Konto macht, ist eine andere Geschichte… Leid tut es mir für jene Tourimsus-Marketing Organisationen, die für die angebotenen Konten bereits bezahlt haben (dürften?!?). Ein Beispiel:


(Nachtrag 22. Jänner 2010, lt. Auskunft von jemandem der es wissen muss: Das hier bebilderte Konto wurde nicht kostenpflichtig überschrieben.)

Für einige Tourismusverbände wurde die Angelegenheit noch in anderer Hinsicht peinlich, denn so mancher wunderte sich, warum die Marketer ihre Twitter Konten loswerden wollten. So wurde z.B. auch das Montafon zum verspotteten Spielball auf Twitter.

Anmerkung zu den Hintergründen dieses Beitrags

Anlass, warum ich mich mit der Thematik etwas näher auseinandergesetzt habe, waren einige Anrufe von Freunden, Kunden und Partnern die mich um Rat gefragt hatten. Ich habe kein Interesse daran, hier namentlich irgendwelche Personen/Agenturen/Organisationen zu nennen die hinter diesen Geschäftspraktikten stehen, auch nicht auf persönliche Anfrage!

Dieser Beitrag soll lediglich jenen als kleine Hilfestellung dienen, die selbst vor ähnlichen Problemen stehen. Nicht mehr, und nicht weniger…

Zynisch könnte man sagen, dass das „Geschäftsmodell“ der Social Media Piraten sogar „kreativ“ ist: Geld verdienen indem man schneller ist als andere, und über den Einstieg „Ich verkaufe dir ein Zwitscher-Konto“ seine eigentliche Dienstleistung mitverkauft.

Obwohl auch ich seit mehr 5 Jahren versuche Menschen für Social Media zu sensibilisieren, hat es doch eben diese 5 Jahre gedauert, bis sich Unternehmen endlich aktiv mit der Weiterentwicklung des Internet auseinandersetzen. Reagieren ist immer mühsamer als Agieren. Wer zu spät kommt wird bestraft – und zahlt seinen Preis dafür.

Meine persönliche Meinung zu obigen Beispielen

800 Euro für einen nur wenige Minuten dauernden Registrierungsprozess zu verlangen entspricht nicht wirklich fairen Geschäftspraktiken. Marktwirtschaft hin oder her. Anders denken würde ich, wenn die Konten aus persönlicher Motivation zur Weiterentwicklung der Region angelegt, oder zumindest nach Registrierung aktiv weiter betreut worden, und mit einem (hier nicht erkennbaren) Mehrwert an Marketer weiterverkauft worden wären

Dass hinter dem Beispiel „Tourismus-Berater“ stecken von denen ich mir eine seriösere Geschäfts- und Akquisemethode erwartet hätte, macht den Fall m.E. umso bedauerlicher…

Hannes Treichl

Ahoi, ich bin Hannes und das ist mein Wohnzimmer. In diesem Blog findest du persönliche Gedanken, Geschichten und Inspirationen für Wirtschaft, Beruf und Leben – weil alles ohnehin untrennbar miteinander verbunden ist. ICH | BLOG | PODCASTS | RAUCHZEICHEN.LIVE